Nachtrag:

Funktional orientierte Stimm-, Sprech- und Gesangspädagogik und ihre Didaktik

1977 begann die Gesangsstudierende Petra Wolf mit der empirischen Erforschung stimm- und sprechpädagogischer Grundlagen verschiedener Vokaltechniken
im Bezug auf ihre Zielsetzungen, u.a. physiologisch-funktionale Wechselwirkungen, zielorientierter Wirksamkeit von Übungen, Effektivität und Leistungsergebnis. Es war eine Zeit, als vornehmlich stimm-ästhetische Ziele und Betrachtungs- weisen in der Gesangslehre eine Rolle spielten und lediglich Begriffe wie „Stimmbandschluss“ und „Stütze“ funktional einsetzte.

So mancher Gesangslehrer „verschanzte“ sich ahnungslos bis entschieden hinter seiner rein ästhetischen Betrachtungsweise von Klangidealen und grenzte sich bewusst von funktional-physiologischen Stabilisierungsaspekten ab.
Innerhalb der alt-ästhetischen Betrachtungsweise wiederum gab es eine Vielzahl von Geschmacks- und Auffassungsunterschieden in Orientierung, Wahrnehmung und Wertung von Stimme und Persönlichkeit.
Besonders die Einschätzungsfrage der einzelnen Entwicklung als auch das Leistungsziel des Studenten waren absolut von der alten Betrachtungsweise abhängig. Die Folge dieser Situation waren unterschiedlichste funktionale, manchmal nicht zielführend stimmliche Umsetzungs-Ergebnisse.
Jeder Stimmunterricht führte zu anderen Stimm- und Tonergebnissen, jede Umsetzung der Unterrichtsanweisungen individuell zu anderen Lernergebnissen.

Bei manchen Individual-Methodiken der „Rezept-Anwendung“ aus der eigenen Erfahrungsschatztruhe des Lehrers konnte weder von Stimmtechnik noch von beruflicher Prävention die Rede sein. Was sich schon damals abzeichnete ... die Weitergabe von Rezept-Wissen half niemandem. Die Variationsbreite der Leistungs-Ergebnisse war vielfältig.

Glücklich wiederum konnten sich jene Studierenden schätzen, die intensiv eine zielführende, professionelle Technik durch besonders qualifizierte Lehrer erlernen konnten - in Kleinstarbeit und über den Zeitraum von mehreren Jahren als Schutzmaßnahme zugunsten gesangs-professioneller Praxis. Wer das Glück hatte, eine passende, konsequente Profitechnik in Feinarbeit und Geduld mit überzeugenden Endergebnissen zu erlernen, war für den Sängerberuf gewappnet.

Der damaligen Studentin Petra Wolf wurde klar, dass eine solide, stimm-professionelle Ausbildung und die Vermittlung stimm- und sprechpädagogischer Techniken sowie ihrer Didaktik nur in der Verbindung mit medizinisch-funktionalen Grundlagen sinnvoll war - für eine stabile, gesunde Ausbildungsbasis der Stimme, des Sprechens und des Gesangs.

Die Entwicklung eigener Lehrinhalte begann für die Studentin Petra Wolf also früh, durch eigene Entwicklung, umfangreiche Studien und eigene Erfahrungswerte in Sachen vergleichender Methodiken und ihrer Wirksamkeit.

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